Am 19. Januar 2001 traf ein Anschlag des rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrundes“ ein Lebensmittelgeschäft in der Kölner Probsteigasse. Die Tochter des Geschäftsbesitzers mit iranischer Migrationsgeschichte wurde schwer verletzt und überlebte nur durch Glück. Wenige Jahre später, am 09. Juni 2004, explodierte eine Nagelbombe in der Kölner Keupstraße. Über zwanzig Menschen wurden teils schwer verletzt. Die beiden Anschläge waren Teil der rassistischen Morde, die in ganz Deutschland über die Jahre von 2000 bis 2007 durch das neonazistische Netzwerk verübt wurden. Bis zu dessen Selbstenttarnung 2011 wurden vor allem die Opfer der Gewalt selbst als Täter\*innen stigmatisiert. Der Kampf für Aufklärung und Erinnern der Betroffenen dauert weiterhin an.
2016 wurde der Entwurf des Künstlers Ulf Aminde für ein Denkmal an der Keupstraße ausgewählt. Dessen Grundlage ist eine Betonplatte im gleichen Maß wie die Bodenplatte des Friseurgeschäfts, vor dem die Bombe detonierte. Dieses Fundament wird angereichert durch eine Augmented Reality Installation, welche in filmischen Arbeiten sowohl die Perspektive der Betroffenen im Rahmen von Interviews aufzeigt, als auch Raum für solidarische Videoprojekte bietet. Dieses wachsende Medienarchiv wird ergänzend zur Installation auch auf einer Webseite gebündelt werden.
In der Kooperation mit Ulf Aminde und der Initiative Herkesin Meydanı Platz für Alle entwickeln wir eine visuelle und konzeptionelle Grammatik für dieses Medienarchiv. Hierbei setzen wir uns kritisch mit Formen des Archivs und Erinnerungskulturen auseinander. Ziel ist es, ein Forum für migrantisch situiertes Wissen zu schaffen; sowohl eine filmische Bühne an der Schnittstelle von physischem Stadtraum und Virtualität, als auch ein kuratiertes Archiv für jeglichen Widerstand gegen Rassismus. Dabei erproben wir interaktive Gestaltung im Raum, sowie auf virtuellen Oberflächen.
Die Kooperation wurde im Herbst 2022 begonnen und wird sich über das Sommersemester 2023 fortsetzen.
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